Es gibt so Entscheidungen, die trifft man nicht aus dem Bauch, sondern über Jahre. So war es bei mir mit dem Wechsel von den Pirelli P Zero auf die Hankook Ventus S1 Evo2 – und ganz ehrlich: Es war die richtige Entscheidung. Nicht, weil der Pirelli schlecht wäre. Im Gegenteil. Aber weil mein Mustang eben nicht nur Showcar ist, sondern regelmäßig Straße sieht – und auch hin und wieder den Track – rollt es sich für mich auf Hankook einfach besser. Ich erzähl euch mal, wie es dazu kam – inkl. einer Reifen-Vergleichstabelle.
Ponyschlappen davor: Pirelli P Zero – Der Klassiker mit Kanten
Als ich meinen Mustang GT Premium bekommen hab, war relativ schnell klar: Da müssen ordentliche Pneus drauf. Also Pirelli P Zero. Klingt erstmal logisch – sportlich, namhaft, und auf dem Papier ein Reifen, der wie gemacht ist für ein V8-Coupé mit ordentlich Schub. Und ja, der P Zero kann was: Grip bei Trockenheit? Mega. Kurvenstabilität? Absolut. Aber im Alltag? Puh. Gerade wenn es mal nass wird oder der Asphalt nicht frisch gebügelt ist, wurde es gefühlt etwas ruppig. Komfort war eher ein „geht so“, das Abrollgeräusch sportlich-dezent bis kernig. Und die Haltbarkeit… na ja, nennen wir es „sportlich ambitioniert“.
Dann kam Hankook.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich den ersten Satz Ventus S1 Evo2 montieren ließ – ich glaub, es war einfach mal ein Versuch. Neugier. Und vielleicht auch der Wunsch, einen Reifen zu fahren, der besser zu meinem Mix aus Straßencruisen und gelegentlichen Event-Tagen passt.
Und was soll ich sagen? Ich hab es nicht bereut und kann deshalb meine Erfahrung in einer etwas seltsam aussehender Tabelle zusammenpacken, denn mein Pony ist ein Universalfahrzeug: Streeter mit gelegentlichen Track-Fahrten und einer Neigung zum Querfahren. Gleichmäßiger Gripabbau ist für mich also sehr wirklich – nur so merkt man schon sehr früh, wenn der Reifen ans Limit kommt – kein plötzlicher Abflug im Grenzbereich also.
Reifen-Merkmal |
Pirelli P Zero |
Hankook Ventus S1 Evo2 |
---|---|---|
Trockenhaftung |
Sehr hoch |
Hoch |
Nassverhalten |
Mittel |
Gut |
Komfort |
Mittel bis hart |
Komfortabler |
Laufleistung |
Relativ gering |
Solide |
Track-Eignung |
Ja, v. a. auf trockener Strecke |
Ja, für gelegentliche Einsätze |
Gelegentliche Drifts |
Direkt, aber schnell grenzwertig |
Kontrolliert & berechenbar im Übergang |
Heißer Fahrbahnbelag |
Gripmonster bei Hitze, aber irgendwann kippt es – und das spürt man. |
Hält gut durch, leicht thermisch stabiler. Weniger Peak, aber auch weniger Dropoff (ist was gutes) |
Einlenkverhalten |
Sehr präzise, aber nervös bei Lastwechseln |
Gut, eher sanfter Übergang |
Reifenschulter (Look & Grip) |
Breite Aufstandsfläche, sportlich-aggressiv |
Solide Schultern, nicht ganz so „brutal“ |
Performance bei Radsturz |
Profitiert stark von aggressivem Setup |
Kommt auch mit alltagstauglichem Sturz klar |
Gripverlauf im Grenzbereich |
Plötzlicher Übergang, kann snappy sein |
Linearer Abbau – mehr Kontrolle beim Sliden |
Feedback an der VA (z. B. bei Domstreben) |
Glasklar, manchmal fast zu direkt |
Etwas gefiltert, aber gut lesbar |
Der Hankook ist so ein bisschen der stille Held: kein Hype, kein Gelaber, einfach ein runder Reifen (im wahrsten Sinne). Für den Alltag ist er spürbar komfortabler. Er fährt sich entspannter auf langen Strecken, federt kleine Unebenheiten besser weg, und selbst bei Regen fühlt er sich deutlich sicherer an. Der Grip ist da, ohne dass man das Gefühl hat, auf rohen Eiern zu fahren (und „Oh, ein Blatt“ und nachfolgende Popo-Wackeln auf Pirellis vor allem im Herbst durchgehend auf den Lippen zu haben). Und er macht mit, wenn man ihn ein bisschen fordert.
Klar, auf einer heißen Runde gegen die Stoppuhr ist der Pirelli vielleicht minimal im Vorteil – aber ganz ehrlich? Das passiert bei mir ein paar Mal im Jahr. Dazwischen will ich nicht das Gefühl haben, dass ich auf Slicks unterwegs bin, wenn es minimal regnet oder die Straße kalt ist. Und auf der Strecke – wie beispielsweise am Hockenheimring – klebe ich mit meinen Hankooks richtig gut und fühle mich um Welten sicherer.
Und dann ist da noch der Preis – der Hankook kostet spürbar weniger. Für jemanden, der die Autos wirklich fährt, statt nur zu parken, nicht ganz unwichtig.
Und wie sieht’s beim Querfahren aus?
Kleine Randnotiz für alle, die so etwas interessiert: Ja, ich fahr nicht nur geradeaus. Ab und zu darf mein Mustang GT auch mal quer – kontrolliert versteht sich. Und auch da überrascht der Ventus S1 Evo2 immer wieder. Klar, ein UHP-Reifen (Ultra-High-Performance) ist nicht zwingend als Driftkünstler gebaut, aber: Er baut den Grip schön progressiv ab. Heißt: Ich spür genau, wann der Slide kommt, wie viel Spiel ich habe – und vor allem: wann ich wieder fangen muss.
Der Reifen schreit nicht gleich „Game over“, wenn es mal etwas sportlicher wird – sondern gibt ziemlich gutes Feedback. Für mich als jemand, der zwar ab und zu Spaß am Querfahren hat, aber nicht auf Wettbewerbsniveau driftet, ist das genau die richtige Mischung aus Kontrolle, Feedback und Spaß.
Und nein, ich fahr nicht mit 2 Bar rund um die Uhr durch die Stadt – aber wenn es mal passt, dann passt es eben.
Auch mein Daily fährt Hankook – aber ein anderes Modell
Fun Fact: Nicht nur mein Mustang rollt auf Hankook. Auch mein Daily, ein Toyota C-HR Lounge Hybrid, fährt mit Reifen aus dem gleichen Haus – allerdings mit dem Ventus S1 Evo3. Das ist sozusagen die nächste Generation nach dem Evo2 – mit optimierter Gummimischung, verbesserter Wasserverdrängung und spürbar mehr Komfort. Gerade bei einem leichten, effizienten Hybrid wie dem C-HR macht das echt einen Unterschied: leiser, angenehmer und sogar ein bisschen sparsamer unterwegs.
Und ja, mit Mustang GT und Toyota Hybrid fahre ich zwei sehr unterschiedliche Autos – aber bei beiden habe ich mich mittlerweile für Hankook entschieden.
Die Frage aller Fragen: Weshalb eigentlich Evo2 auf dem Pony und Evo3 auf Hybrid?
Mustang (V8, auch mal auf dem Track oder quer):
Mit Evo2 profitiere ich von der sportlicheren Grundabstimmung, der Seitenführung bei schneller Fahrt und der Robustheit bei höheren Temperaturen.
Evo 3 wäre hier meiner Meinung nach zu „soft“, vor allem wenn es etwas sportlicher gefahren wird. Die Gummimischung vom Evo2 ist etwas „härter abgestimmt“ und robuster bei viel Gewicht und Lastwechseln. Also: Nicht unbedingt wechseln, nur weil auf dem Reifen eine neue Zahl draufsteht.
Toyota C-HR Hybrid (Daily = also effizient & komfortorientiert):
Hier ist Evo3 für mich ganz klar die bessere Wahl. Leiser, komfortabler, effizienter – bei gleichzeitig guter Sicherheit bei Nässe. Ideal für Alltag, meine 40km pro Tag lange Pendelstrecke oder Urlaubstouren (die bei mir stabil 3.000 Kilometer lang sind). Und: Er spart minimal Sprit (durch den geringeren Widerstand), was beim Hybrid-Konzept sogar ein bisschen was bringt.
Evo 2 wäre mir persönlich hier zu hart, zu laut und unnötig sportlich für den Einsatzzweck.
Hankook Ventus S1 Evo2 vs. Evo3 – Der direkte Vergleich
Eigenschaft |
Ventus S1 Evo2 |
Ventus S1 Evo3 |
Kommentar |
---|---|---|---|
Einführung |
ca. 2012 |
ca. 2019 |
Evo3 ist die Nachfolgegeneration |
Nasshaftung |
Gut |
Sehr gut |
Evo3 profitiert von neuer Gummimischung & Rillenanordnung |
Trockenhandling |
Direkt, leicht sportlich abgestimmt |
Etwas komfortorientierter, aber sehr präzise |
Evo2 etwas steifer, Evo3 ausgewogener |
Komfort / Abrollgeräusch |
Mittel |
Deutlich verbessert |
Evo3 läuft ruhiger und angenehmer |
Rollwiderstand |
OK |
Optimiert (v.a. für Effizienz, z. B. bei meinem Hybrid) |
Spürbar auf Langstrecke oder beim Spritverbrauch |
Laufleistung |
Solide |
Etwas besser dank gleichmäßigerer Abnutzung |
Kein Riesenunterschied, aber messbar |
Kurvenstabilität (bei Last) |
Gut, besonders bei schweren Autos wie Mustang |
Gut, aber etwas softer abgestimmt |
Evo2 kann bei Track-Fahrten minimal mehr Reserven bieten |
Reifenschulter / Seitenführung |
Stabil (etwas härter) |
Stabil, aber mit mehr Komfort |
Evo3 ist progressiver im Grenzbereich |
Optik / Design |
Klassisch sportlich |
Modern, mit Aero-Design in den Profilrillen |
Evo3 sieht cleaner und technischer aus |
Fazit: Alltag schlägt Image – und das in zwei Fahrzeugklassen
Ob Mustang mit V8 oder eben ein Daily-Hybrid: Die Reifen müssen zum Fahrstil passen, nicht zum Markenimage. Und genau deshalb bin ich von Pirelli zu Hankook gewechselt. Nicht, weil es cooler klingt – sondern weil es für mich persönlich einfach besser funktioniert. Auf der Straße, auf dem Track und im Alltag. Und das Beste daran: Ich muss keine Kompromisse eingehen. Nur den Reifendruck kontrollieren und ab und zu neue Reifen nachkaufen.
Der Hankook ist meiner Meinung nach der pragmatische Allrounder für Menschen, die ihr Auto nicht nur bewegen, sondern erleben – egal ob im Feierabendverkehr oder auf dem Eventgelände. Und falls jemand mehr Alltagseigenschaften braucht – ohne auf sportliches Potenzial zu verzichten.
Bildnachweis: Mein Pony am Hockenheimring fotografiert von sbp.cars
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