Die Macht der Freundschaft: Drifter Marc „Telly“ Redlich im Interview

Drifter Marc Telly Redlich

Manche Geschichten starten laut, mit Sponsoren, Social Media und viel Aufmerksamkeit. Diese hier nicht. Marc „Telly“ Redlich, Ende 30, arbeitet im Alltag ganz normal als Ersatzteileverkäufer – ein Beruf, der bodenständig ist, technisch, ruhig. Doch wer ihn an Wochenenden erlebt, merkt schnell: Da ist jemand, der für etwas brennt.

Marc driftet. Und das mit einer Mischung aus Hingabe, Talent und harter Schrauberarbeit, wie man sie selten sieht. Er hat – wie viele – auf der Straße angefangen, ohne großes Budget, ohne Bühne. Heute sieht man ihn mit seinem BMW e36 auf Events wie Meet the Ring, aktuell als Drifttaxi-Fahrer unterwegs. 2024 holte er bei der Driftrodeo den 3. Platz – nachdem er sein Auto in einer einzigen Nacht komplett auseinander- und wieder zusammengebaut hatte.

Kein großes Team. Kein Drama. Einfach machen.

Ich verfolge Marcs Weg schon länger. Er ist keiner, der laut schreit, aber einer, der dranbleibt. Der weiß, dass Motorsport auch bedeutet, durchzuziehen, wenn es weh tut. Und einer, der – ganz ohne Allüren – seinen Traum lebt: Eines Tages selbst in der Competition mitzufahren.

Warum macht jemand das? Wie schafft man es, Beruf, Driften und Werkstatt unter einen Hut zu bekommen? Und was treibt jemanden an, jedes Wochenende alles zu geben – obwohl es keiner bezahlt? Diese Fragen habe ich ihm in einem persönlichen Interview gestellt und zusätzlich mit ihm vor der Kamera gesprochen. Das Videointerview erscheint in Kürze. Und bis dahin gibt es etwas Lesestoff: gewohnt direkt, ehrlich und unzensiert.


Wer bist du – und wie kamst du zum Driften?

Also ich bin Marc – bzw. im Grunde kennen mich alle unter Telly.

Du hast auf der Straße angefangen. Was hat dich dazu gebracht, das Ganze auf ein neues Level zu heben?

Ein „Neues Level“ würd ich nicht sagen. Die Strecke kann man mit der Straße nicht vergleichen – Straße ist einfach unwahrscheinlich gefährlich und die Autos können bei weitem nicht das, was die Streckenautos können. Der Spaßfaktor ist ein ganz anderer. Die Straße ist mir deshalb einfach zu doof geworden: Immer schauen, dass nix passiert oder dass dich jemand verpfeift.

Welche Rolle spielt das Schrauben für dich – ist das Mittel zum Zweck oder Teil vom Ganzen?

Teil vom Ganzen – auf jeden Fall. Zudem wäre das Selberbauen ohne dem Support im Freundeskreis ein Fass ohne Boden. Wenn es das nicht eh schon ist.

Driftrodeo & Nächte in der Werkstatt: Wie lief das ab, als du nach einer Nachtschicht auf Platz 3 gefahren bist?

Ja, auch hier ist der Freundeskreis wohl eher der treibende Faktor. Im Grunde haben meine Kumpels das Auto wieder auf die Strecke gebracht. Hier gilt ein ganz besonderer Dank an Sascha, Kavin und Alex – die haben das Ding bis Nachts um 2 wieder geradegebogen.

Kriegst du noch alles zusammen, was an dem Tag kaputt gegangen ist?

Jo, war einiges: Lenkwinkelkit rausgerissen, Bremsscheibe verbogen, Federbein aus dem Dom gerissen, Kotflügel und Nierenblech zerschossen, Scheinwerfer und Blinker mitgenommen – und hinten noch die Heckstoßstange zerlegt. War fast eine Komplettabwicklung.

BMW e36 von Marc Telly Redlich nach dem Drift-Unfall bei Drift Rodeo 2024
BMW e36 von Marc Telly Redlich nach dem Drift-Unfall bei Drift Rodeo 2024. Anschließend holte Marc Platz 3 auf Podium!

Das tolle daran, vernetzt zu sein, ist die Reaktion von einem der #southslideboys via Instagram-DM zu erhalten, nämlich von Sascha Stummer:

Selten so eine legendäre Schraubernacht erlebt! Erst den ganzen Tag als Mechaniker auf dem Driftrodeo durchgezogen – dann nachts den BMW von Telly komplett wieder fit gemacht. Und als ob das nicht genug gewesen wäre: Am nächsten Morgen direkt weiter, wieder Vollgas – Räderwechsel bei fast allen Fahrern. War hart, war wild, war einfach geil.

Was war bisher dein heftigster Schraubermoment?

Einen „heftigen“ gibt es eigentlich nicht wirklich. Im Grunde wird es immer hart, weil einem 2-3 Tage vorm Event noch einfällt, was alles gemacht werden muss.

Gibt es schon Pläne für dein zukünftiges Competition-Car? Worauf legst du Wert?

Die Grundkarosse ist zwar schon da – aber ich weiß absolut noch nicht, wie oder was es mal werden soll.

Was bedeuten dir Events wie Meet the Ring – nur Show oder Wegbereiter für mehr?

In erster Linie: Spaß, Seattime – und natürlich Freunde wieder treffen. Ist halt immer wie eine große Familie. Und gerade Meet the Ring ist eine super Bühne, um noch mehr Leute auf den Sport aufmerksam zu machen – und auch, um sich bzw. uns, die #southslideboyz, ein bisschen bekannter zu machen.

Wer seid eigentlich ihr – die #southslideboyz?

Wir sind mehr als nur ein paar Jungs mit Autos. Angefangen hat alles mit Leon, Mark und Alex. Damals noch auf der Straße, aus purer Leidenschaft fürs Driften. Irgendwann wurde uns klar: Wenn wir das wirklich leben wollen, dann gehört das auf die Strecke – mit Helm, mit Technik, mit Verantwortung.

Heute stehen da nicht nur sieben Autos in der Halle, sondern auch echte Freundschaft. Jeder bringt was mit ein – sei es Know-how, Werkzeug oder einfach nur der Wille, den anderen zu supporten. Für uns ist das nicht nur ein Hobby – es ist Familie. Wir schrauben zusammen, wir feiern zusammen, wir helfen einander, wenn was kaputtgeht. Keiner wird allein gelassen.

Und genau das wollen wir auch auf Events zeigen: Dass Driften mehr sein kann als Show – nämlich ein Miteinander, das verbindet.

Du fährst aktuell Drifttaxi – was sollen die Leute spüren, wenn sie mit dir mitfahren?

In erster Linie möchte ich, dass meine Gäste Spaß haben. Und es ist einfach toll, Menschen den Sport näherzubringen, die sich nicht wirklich auskennen, aber dennoch neugierig sind, wie – und was – das jetzt eigentlich ist.

Wo siehst du dich in den nächsten Jahren – auf Wettbewerben, im Team oder ganz woanders?

Darüber hab ich mir noch keine genaueren Gedanken gemacht – bzw. denke ich so weit einfach nicht. Wir wollen auf jeden Fall im Team wachsen und nie den Spaß verlieren an dem, was wir machen.

Wie nimmst du die Drift-Szene in Deutschland wahr – eher familiär oder schon sehr professionell?

Es ist im Großen eine sehr professionelle Familie.

Was treibt dich persönlich an?

Der Spaß. Zu sehen, dass das, was man macht oder baut, auch genau so funktioniert, wie man es geplant hat.

Wenn du deinem früheren Ich einen Satz mit auf den Weg geben könntest – welcher wäre das?

Fang früher an – und sammel M50-Motoren.


Drei schnelle Fragen zum Schluss

1) Drei Dinge, ohne die du nie auf ein Drift-Event fährst?

  • Monster Energy
  • GoPro, die dann nie benutzt wird
  • Schlafmangel, weil zu spät fertig geworden

2) Verrücktester Moment in deiner Drifter-Laufbahn?

Als ich meinen Kumpel gechased hab, der meine Freundin auf dem Beifahrersitz hatte – und ich ihr intensiv in die Augen geschaut hab, beim Abstand von einem Meter. War pure Gänsehaut.

3) Letzte Worte an alle da draußen, die vom Driften träumen, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen?

Lasst es sein – macht euch nicht finanziell kaputt. Und wenn doch, dann schnuppert gern mal bei Drifttaxi-Fahrten rein, ob euch das überhaupt gefällt. Es gibt dann viele Möglichkeiten – wie z. B. Schnupperkurse bei drift.de.


Marc alias Walltap Telly ist einer von denen, die den Spirit der Drift-Szene wirklich leben – nicht nur am Steuer, sondern auch unterm Auto, nachts in der Halle, mit Dreck an den Händen und dem Freundeskreis im Rücken. Sein Weg zeigt: Es geht nicht um Glanz und Glamour, nicht um Sponsoren oder Serien, sondern um Leidenschaft, Zusammenhalt und den Willen, einfach zu machen.

Mit den #southslideboyz ist daraus mehr geworden als nur eine Clique. Eine Crew, die sich gegenseitig aufbaut, gemeinsam schraubt und auf der Strecke alles gibt. Keine Inszenierung, keine Show – sondern echte Szene, wie sie sein sollte: laut, ehrlich, hilfsbereit.

Marc steht für genau diese Mentalität. Ob als Drifttaxi-Fahrer bei Meet the Ring oder nachts um zwei mit der Flex in der Hand. Er bringt Herz, Humor und Hands-on-Energie dahin, wo andere längst den Helm abgenommen haben.

Und vielleicht ist genau das der Unterschied: Nicht das perfekte Setup macht es – sondern der, der trotzdem wieder rausfährt.

Danke, Marc, für das ehrliche Interview – und viel Erfolg in den höheren Drift-Sphären.


Wenn du mehr von Marc sehen willst:
Instagram: @walltap_telly
Team: @southslideboyz


Und wie immer gilt:
Fragen, Feedback oder eigene Driftstorys? Ab damit in die Kommentare oder per Instagram-DM!


Bildnachweis: Marc Telly Redlich bzw. sein BMW, aufgenommen von mir bei Meet the Ring 2025 am Hockenheimring und Driftrodeo 2024

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