Kaum eine Figur spaltet die deutsche Drift-Szene so sehr wie Alex Gräff. Motorsportlich ist er ohne Zweifel eine feste Größe: Als erfolgreicher Driftpilot und Kopf von Gräff Motorsport hat er sich national und international einen Namen gemacht. Spätestens seit seinem Auftritt in der Netflix-Serie „Hyperdrive“ kennt man ihn auch außerhalb der Szene.
Doch neben Benzin, Qualm und Querfahren sorgt Alex Gräff auch abseits der Rennstrecke für Gesprächsstoff – vor allem in den sozialen Medien. Seine politischen Aussagen, oft direkt, provokant und fern des Mainstreams, stoßen bei vielen auf Zustimmung, bei mindestens genauso vielen jedoch auf Ablehnung. Für die einen spricht er unbequeme Wahrheiten aus, für die anderen überschreitet er Grenzen – was ihn zur vielleicht kontroversesten Personalie des deutschen Driftsports macht.
So bewegt sich Gräff an der Schnittstelle von Motorsport und Meinungsfreiheit – mit allen Spannungen, die das mit sich bringt. Die einen feiern ihn als echten Typen mit Haltung, die anderen wünschen sich Drift ohne Drama. Fakt ist: Ignorieren kann man ihn nicht.
Motorsportlich: Vollgas, Erfolg, Präsenz
Alex Gräff hat sich seinen Platz in der Drift-Szene nicht einfach genommen, er hat ihn sich erarbeitet – mit Benzin im Blut, maximalem Einsatz und beeindruckender Konstanz. Unter dem Banner von Gräff Motorsport hat er über die Jahre hinweg sowohl auf nationalen als auch internationalen Events für Furore gesorgt.
Ein echter Höhepunkt: Seine Teilnahme an der Netflix-Serie „Hyperdrive“, die nicht nur fahrerisches Können, sondern auch Persönlichkeit verlangte. Und genau da ist Gräff stark – er zeigt Kante, auch wenn sie nicht jedem gefällt.
Zwischen Weltrekorden und Flaute auf dem Track
Doch während seine Medienpräsenz hoch blieb, war es sportlich zuletzt auffällig still um Gräff. In den letzten Jahren fuhr er kaum nennenswerte Platzierungen oder Titel ein – zumindest nicht im kompetitiven Driftgeschehen auf nationaler oder europäischer Ebene. Während andere Fahrer durch konstante Leistung auf Events oder in Drift-Serien glänzen, blieb es um Gräff auf der Strecke eher ruhig.
Was die Gründe dafür sind – strategischer Rückzug, Fokus auf Content, Ressourcen, persönliche Entscheidungen – blieb lange Spekulation. Fakt ist: Der einstige Rekordjäger hat sportlich derzeit keinen Spitzenplatz inne. Und auch das polarisiert: Für manche zählt, was mal war. Für andere zählt, was jetzt auf dem Track passiert.
Was wäre ich für eine Bloggerin, wenn ich da nicht direkt nachfragen würde? Also habe ich Corinna und Alex Gräff kontaktiert. Denn statt in Spekulationen abzudriften, wollte ich wissen: Was steckt wirklich hinter dem Rückzug?
„Man hört auf, wenn es am schönsten ist. Nach 20 Jahren im deutschen Driftsport habe ich entschieden, die Bühne den Jüngeren zu überlassen“, erklärt Alex.
„Ich habe als deutscher Drifter alles erreicht, was ich mir gewünscht habe. Netflix war der Höhepunkt meiner Karriere – und man hört auf, wenn es am besten ist.“
Ein Statement mit Klarheit – und einer gewissen Gelassenheit. Es war also kein „Karriereknick“, sondern eine bewusste Entscheidung. Kein Ausstieg aus Frust, sondern aus Zufriedenheit.
„Heute fahren wir nur noch auf Events, die wir zu 100 % unterstützen wollen – wie Meet the Ring. Tatsächlich gehe ich aktuell ganz neue Wege. Ich will wieder etwas verändern… so wie wir als Gräff Motorsport damals den Driftsport verändert haben.“
Was er meint: Drift raus aus der Szene-Blase, rein ins echte Leben.
„Wir haben die Competition von der Rennstrecke auf Messen und Parkhausdächer gebracht. Mit Gymkhana Drift waren wir die Ersten auf der Messe Leipzig, dann kam das Loop5, und irgendwann konnten wir auch die Tuning World Bodensee überzeugen. Wir haben den Driftsport zu den Leuten gebracht – damit sie Lust bekommen, selbst auf die Rennstrecke zu kommen.“
Statt Pokale gibt es jetzt Reichweite. Statt Punkte – Inspiration. Und das ist mindestens genauso wertvoll.
Die andere Seite: Meinung, Haltung, Konflikt
Parallel zum Driftgeschehen ist Alex Gräff auch auf den sozialen Netzwerken präsent – und dort nicht weniger deutlich. Seine politischen und gesellschaftlichen Aussagen sind teils provokant, oft direkt und nicht selten polarisierend. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, spricht Themen an, die er für relevant hält – auch wenn sie weit abseits des Motorsport-Kosmos liegen.
Das sorgt für Spannungen: Während einige seine Offenheit und klare Haltung als erfrischend empfinden, werfen ihm andere vor, Grenzen zu überschreiten oder die Drift-Community unnötig zu spalten. Die Meinungen über ihn klaffen auseinander – zwischen Kultfigur und rotem Tuch.
Motorsport und Meinung – darf das zusammengehören?
Die Frage, ob Sportler politisch sein „dürfen“, stellt sich bei Gräff nicht – er ist es einfach. Und genau das macht ihn so kontrovers. Was für viele nur Motorsport ist, ist für ihn offensichtlich mehr: Bühne, Sprachrohr, Meinungskanal.
Doch damit bewegt er sich in einem Spannungsfeld, das größer ist als die Drift-Szene selbst. Darf ein Drift-Fahrer politische Haltung zeigen? Natürlich. Aber darf man sich daran stören? Ebenso. In einer Szene, die gerne unpolitisch bleibt und sich aufs Fahren konzentriert, fällt jemand wie Gräff automatisch auf.
Fazit: Quer steht er, und das in jeder Hinsicht
Ob man ihn nun mag oder nicht – Alex Gräff ist einer der prägendsten Köpfe des deutschen Driftsports. Er bewegt – Menschen, Meinungen, Emotionen. Motorsportlich ist er zweifelsohne erfolgreich, medial präsent und voller Energie. Gleichzeitig sorgt seine politische Seite regelmäßig für Diskussionen, Spaltung und hitzige Kommentare.
Er driftet nicht nur auf der Strecke quer – sondern auch durch das Meinungsbild der Szene. Und genau das macht ihn zu einer der wohl kontroversesten Persönlichkeiten im deutschen Driftsport.
Bildnachweis: Auto-Bloggerin.de, im laufe der Jahre fotografiert.